Algorithmen und Künstliche Intelligenz im Alltag von Jugendlichen
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Die digitale Welt hat unsere Lebensweise grundlegend verändert, besonders für Jugendliche, die mit Social Media, Algorithmen und Künstlicher Intelligenz (KI) aufwachsen. Diese Technologien sind aus ihrem Alltag nicht mehr wegzudenken. Eine virtuelle Veranstaltung der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) widmete sich der Frage, wie Jugendliche diese Technologien nutzen und verstehen. Experten präsentierten ihre Forschungsergebnisse und gaben wertvolle Einblicke in die digitale Realität junger Menschen.
Eine Zusammenfassung der Veranstaltung
Was sind Algorithmen und wie beeinflussen sie den Alltag?
Algorithmen sind Computerprogramme, die Daten verarbeiten und aufgrund bestimmter Regeln Entscheidungen treffen. Sie bestimmen, welche Inhalte uns in sozialen Medien wie YouTube, Instagram oder TikTok angezeigt werden. Jugendliche sind sich dieser Mechanismen oft bewusst, doch das tiefere Verständnis fehlt häufig. Laut der Veranstaltung wird die Kompetenz, Algorithmen zu verstehen und kritisch zu bewerten, immer wichtiger.
Bedeutung von Algorithmen und KI im Alltag der Jugendlichen
Social Media und algorithmische Filterblasen
Jugendliche verbringen viele Stunden am Tag auf Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube. Diese Plattformen nutzen Algorithmen, um Inhalte zu filtern und an die Interessen der Nutzer anzupassen. Dies führt oft dazu, dass Jugendliche in einer sogenannten “Filterblase” leben, in der sie hauptsächlich Inhalte sehen, die ihre bestehenden Ansichten und Interessen bestätigen.
Ein Zitat aus der Veranstaltung verdeutlicht dies: “Ich habe das Video jetzt nicht geliked, aber ich habe es mir irgendwie mal über längere Zeit die Kommentare angeschaut… und dann wurde mir plötzlich angezeigt, dass die AFD toll ist und alle die AFD wählen sollen.” (Mara, Teilnehmerin der Studie)
Nutzung von KI-Anwendungen
Neben den sozialen Medien nutzen Jugendliche auch KI-Anwendungen für andere Zwecke, beispielsweise für Schulaufgaben. Tools wie ChatGPT helfen beim Übersetzen von Texten oder beim Erstellen von Referaten. Dies zeigt, dass KI bereits tief in den Alltag der Jugendlichen integriert ist.
Leon, ein weiterer Teilnehmer, berichtet: “Viele meiner Freunde nutzen ChatGPT für die Latein-Schulaufgaben, weil es einfach besser übersetzt als wir selbst.”
Herausforderungen und Unsicherheiten
Trotz des alltäglichen Umgangs mit Algorithmen und KI gibt es bei den Jugendlichen noch viele Unsicherheiten. Sie wissen oft nicht genau, wer die Algorithmen programmiert und welche Intentionen dahinterstehen. Dies führt zu einem teilweise kritischen Blick auf die Technologie.
Alisia, 17 Jahre alt, erzählt: “Mein Papa hat eine Autowerkstatt und sagt immer, ich soll mir einen vernünftigen Job suchen, den man in Zukunft nicht durch Maschinen ersetzen kann.”
Bildungsdefizite und die Rolle der Erwachsenen
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war das Bildungsdefizit in Bezug auf digitale Kompetenzen. Es zeigte sich, dass sowohl Jugendliche als auch Erwachsene, insbesondere Lehrer und Eltern, oft nicht ausreichend über die Funktionsweise und die Auswirkungen von Algorithmen und KI informiert sind. Dies führt zu einer Verunsicherung und einem teils negativen Blick auf die Technologie.
Frau Professor Dogurel hebt hervor: “Es ist wesentlich, dass wir als NutzerInnen über ausreichende Algorithmen-Kompetenz verfügen, um in einer digitalen Gesellschaft teilhaben zu können.”
Praxisorientierte Lösungen zur Förderung des Verstehens
Experiential Learning in Schulen
Ein vielversprechender Ansatz zur Förderung der Kompetenz für das Verständnis von Algorithmen ist das experiential learning. Professor Dr. Steffen Zimmermann stellte ein Projekt vor, bei dem Schüler durch praktisches Erleben lernen, wie Algorithmen funktionieren. In einem Beispiel wurde eine einfache KI entwickelt, die Bilder erkennen sollte. Die Schüler konnten durch eigenes Experimentieren verstehen, dass eine KI nur so gut ist wie die Daten, mit denen sie trainiert wurde.
Professor Zimmermann erklärt: “Durch das Erleben und Spielen mit einer KI lernen die Schüler, dass eine KI kein Hexenwerk ist, sondern eine Technologie, die man verstehen und beeinflussen kann.”
Politische Bildung und KI
Ein weiteres Projekt, das vorgestellt wurde, zielt darauf ab, das Bewusstsein für politische Meinungsbildung und die Rolle von Algorithmen zu schärfen. Jugendliche sollen verstehen, wie Filterblasen entstehen und welche Auswirkungen dies auf ihre politische Wahrnehmung haben kann.
Fazit: Der Weg zu einer kritischen Medienkompetenz
Die Veranstaltung machte deutlich, dass es dringend notwendig ist, die digitale Kompetenz von Jugendlichen zu fördern. Dabei geht es nicht nur um das technische Verständnis, sondern auch um die kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten und den dahinterstehenden Mechanismen. Schulen, Eltern und die Gesellschaft insgesamt sind gefordert, sich dieser Herausforderung zu stellen und entsprechende Bildungsangebote zu schaffen.
Abschließend bleibt zu sagen, dass Algorithmen und KI bereits fest im Alltag der Jugendlichen verankert sind. Es liegt an uns, sie auf diesem Weg zu begleiten und ihnen die nötigen Werkzeuge an die Hand zu geben, um sich sicher und kompetent in der digitalen Welt zu bewegen.
Das vollständige Video der Veranstaltung finden Interessierte auf dem YouTube-Kanal der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien BLM. Der angesprochene Forschungsbericht findet sich in der BLM-Schriftenreihe unter https://www.blm.de/de/wir-informieren/publikationen/blm-schriftenreihe.cfm#i13480